Die Schürze
Die Schürze – hier Symbol für Haus und Herd – wird in dieser Werkgruppe zur Projektionsfläche gesellschaftlicher Rollenmuster und zur ästhetischen Behauptung.
Das Spektrum der Formen reicht vom Bindeschurz über das Schürzenkleid bis hin zur Kittelschürze – lange verbunden mit der Vorstellung der tüchtigen Hausfrau.
Kaum ein anderes Kleidungsstück ist so ambivalent wie die Schürze. Sie bedeckt und betont zugleich – ein Zeichen für Arbeit, Fürsorge und gesellschaftlich codierte Erwartungen.
Seit Jahrhunderten wird sie in unterschiedlichsten Kontexten getragen – von Frauen wie Männern, als funktionales Kleidungsstück oder zur Repräsentation. Verknüpft mit Fragen nach Geschlecht, Rolle und sozialer Bedeutung.
In bestimmten Trachtenformen – etwa im Dirndl – ist sie bis heute präsent: zwischen Zierde, Ritual und tradiertem Rollenbild. In der Popkultur – von Küchenfetisch bis Pin-up – fand diese Aufladung später eine übersteigerte Fortsetzung.
Zu sehen sind Frauen aus dem persönlichen Umfeld der Künstlerin – berufstätige Mütter, präsent, eigenwillig, spielerisch. Sie begegnen dem Betrachter nicht als Zitate vergangener Rollen, sondern als Spiegel vielschichtiger Weiblichkeit.
Die Schürze wird zur Figur der Ambivalenz – zwischen Alltag und Aufladung, Lust an der Rolle und kritischer Distanz. Schönheit, Funktion und Widerspruch verweben sich.
2011-2023