Nach dem Verkauf des „Braidhat“ an das Zentrum für Tracht-Gwand-Mode entstand dieses zweiteilige Ensemble – ein Hut aus Sinamay mit korrespondierendem spiralem Haarschmuck.
Die Komposition greift historische Formelemente auf, wird jedoch durch das Material – gedrehte synthetische Haarstränge, sogenannte Twists – neu interpretiert.
Die Spiralstruktur der Twists lädt zum Formen ein. Ihre Leichtigkeit ermöglicht luftige Volumen, die zugleich skulptural und lebendig wirken. Spiralformen zählen zu den ältesten Gestaltungsmotiven weltweit – überliefert in der Hallstatt-Kultur ebenso wie in minoischer Keramik, chinesischer Bronze, indischer Tempelarchitektur oder präkolumbianischen Wandbildern. Auch in Frisurentechniken unterschiedlichster Kulturen treten spiralisierte Muster auf – als Zeichen für Leben, Energie, Zugehörigkeit oder Schutz.
Zugleich verweist die Arbeit auf die lange Tradition von Schmuck aus echtem Haar – etwa als Trauerschmuck, Erinnerungsträger oder Liebesgabe. In diesem Ensemble wird Kunsthaar zur Stellvertreterin für intime Verbindung, symbolische Aufladung und textilen Ausdruck.
So entsteht ein Dialog über kulturelle Einschreibungen, textile Gesten und historische Überschneidungen – jenseits klarer Zuschreibungen. Die Arbeit nähert sich ihrem Thema nicht durch Aneignung, sondern durch Reformulierung: als Reflexion über Form, Herkunft und Wandel.